Hämelerwald
Vor 125 Jahren war innerhalb des Kreises Peine der Hameler-Wald mit 880 Hektar der größte Waldkomplex. Der Baumbestand mit gewaltigen Eichen musste 1860 — 1930 Schwellen für die Eisenbahnen hergeben. Große Baumverluste gab es auch Anfang der 20iger Jahre des vorigen Jahrhunderts durch den Bau der Autobahn. Der letzte große Holzverlust erfolgte durch die Engländer nach dem zweiten Weltkrieg ab 1945.
Diese vorgenannten Hinweise stehen aber für die ersten und bis heute uns erhaltenen sportlichen Leistungen, nämlich div. Waldläufer, Spaziergänger, von Turnern, Leichtathleten. Fuß- und Handballern.
Nach dem Bau der Eisenbahnlinie von Lehrte nach Braunschweig wurde 1848 das erste Privathaus am Hameler-Wald gebaut, um eine Anhaltestelle bei Bahn zu erwirken. Fünf Jahre später entwickelte sich am westlichen Rand des Kreises Peine die Gemeinde Hämelerwald. Bis dahin wurden die kommunalen Belange vom Gemeindebezirk Adolfshof erledigt.
Über die frühzeitigen Verkehrswege unserer Heimat kann gesagt werden: Eine historische bekannte Straße führte nicht durch das Gebiet unseres heutigen Ortes. Dadurch ist es wohl auch zu erklären, dass unser jetziger Ortsbereich zwischen den Hämeler- und Hainwald jahrhundertlang unbesiedelt war, obwohl genug waldfreie Fläche für eine Ansiedlung vorhanden war.
Die Ortschaft Hämelerwald, gegründet 1864, verdankt der Eisenbahn nicht nur Ihr Entstehen; sondern diese hat auch im Wesentlichen als günstiger Verkehrsträger bis in die heutige Zeit zur Entwicklung unseres Ortes beigetragen.
Nachdem am 19. Mai 1844 die Eisenbahnstrecke Hannover — Braunschweig in Betrieb genommen worden war, baute die Eisenbahnverwaltung im späteren örtlichen Bereich bis 1846 vier Wohngebäude für ihre Bediensteten
Aus den naheliegenden Gründen wurde der Gutsbesitzer Siemering aus Adolfshof 1847 bei der Bahnverwaltung vorstellig und beantragte, an der Stelle, wo der Weg Equord — Sievershausen die Eisenbahnstrecke kreuzt, eine Anhaltestelle einzurichten. Er erhielt jedoch die Antwort, dass eine Haltestelle am Hämeler-Wald nur dann zugestanden werden könnte, wenn in der Nähe ein Wohnhaus vorhanden sei.
Die Bahnstrecke durch Hämelerwald wurde im Jahre 1975/76 elektrifiziert und am 30. Mai 1976 für den elektrischen Zugbetrieb freigegeben.
Wirtschaftliche Entwicklung.
Mit der Entstehung des Ortes Hämelerwald kamen mit den Arbeitern, die sesshaft wurden, auch deren soziale Probleme. Wohnraum war sehr knapp, und außer einer Handvoll größerer Wohngebäude der Geschäftsleute und Fabrikanten gab es nur kleine Einfamilienhäuser im Dorf.
Im Jahre 1871 waren es 322 Bewohner in 19 Wohnhäusern - fast 20 Pers. /Haus. Ca. 20 Jahre später waren es 49 Häuser und über 500 Einwohner— 10 Pers./Haus und das alles ohne Fernsehen und Rundfunk. Von 1852 bis 1917 entwickelte sich in unserem Ort eine gutgehende Ziegelindustrie— unter anderem auch von Stippelse. Diese Ziegelei lief, wie es besser nicht sein konnte.
Aus Dankbarkeit ließ der Ziegeleibesitzer Albert Apel jedes Jahr am 1. Pfingsttag vom höchsten Schornstein seines Werkes durch einen Trompeter den Choral blasen: „Nun danket alle Gott“. Dies wurde zur Tradition, solange Apel das Kommando hatte. Es sollte jedoch bald anders kommen, denn schneller als gedacht gab es so gut wie keinen Ton mehr, und Apel gab auf. Er ist 1907 gestorben, wurde also nur 51 Jahre alt.
Der Erste Weltkrieg brach aus. Die stillgelegte Ziegelei wurde verkauft und vom Peiner Walzwerk zum Umbau für Werkshäuser erworben — dem heutigen Stippelse!
Neben den 4 Ziegeleien wurde Später auch eine Spiritus-Fabrik (1874) gebaut. Die große Spiritusfabrik mit einem 45 m hohem sechseckigem Schornstein war eine weithin sichtbare Erscheinung.
Aufgrund von Umwelteinflüssen wurde die Spiritusproduktion gegen Ende 1890 eingestellt. Die Sprengung des Schornsteins erfolgte etwa 1948. Eine Kraftfutterfabrik entsteht daraus im Jahre 1902.
Nach einer Verlängerung des Bahnanschlusses mit einer Seitenrampe und dem Anbau eines langen überdachten Verladeschuppen stellte man hochwertiges Mischfutter für Kühe + Pferde her. Abnehmer waren Bauern und das Militär.
Der erste Betriebs- + Vertriebsleiter war Artur Nelke. Er kam als ehemaliger holländischer Kolonialbeamter nach Hämelerwald, wurde hier als angesehener, hilfsbereiter Bürger sesshaft, und seine 3 Kinder sind hier aufgewachsen. Als die NS-Zeit kam, wurde der jüdischen Familie Nelke böse mitgespielt Seine Frau starb im Konzentrationslager, die 3 Kinder kamen mit viel Glück zurück nach Hämelerwald.
Im Jahre 1930/31 erwarb Hermann Lichtenberg, der als Maschinist den Betrieb kannte, mit seinem Teilhaber Borges das Werk.
Nach der Auflösung des Kraftfutterwerkes verkaufe Lichtenberg an den Schausteller Gropengießer aus Hannover.
Holzhändler Heinrich Kobbe (1875) war in Röhrse geboren und stammte von einem Bauernhof. Als erster Sohn + Hoferbe hatte er keine Lust, Bauer zu werden. Er ließ sich auszahlen und wurde Holzkaufmann. Das meiste Holz kaufte Kobbe im Hämeler-Wald. Durch den günstigen Standort, mit der Bahn als gute Transportmöglichkeit, kam Kobbe bei Holzversteigerungen durch Großeinkauf immer mehr zum Zuge und wurde innerhalb von 15 Jahren zum einzigen größeren Holzhändler + zu einem wohlhabenden Unternehmer, was auch den Hinweis auf die „Heinrich Kobbe Str." in unserm Ort zum Ausdruck bringt.
Der aus Bettrum stammende Karl Freers gründete 1882 hier ein Zimmerei Geschäft und arbeitete zunächst eng mit dem Holzhändler Kobbe zusammen. Der Betrieb beschäftigte bis zu 15 Leute. Nach dem 2. Weltkrieg musste das Sägewerk zunächst große Verluste durch die Engländer hinnehmen. Erst Großsohn Walter Freers, Jahrgang 1927, brachte durch die Änderung im Geschäftsumfeld - vor allem durch Bautätigkeit - das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs.
Die Käsefabrik — Im Jahre 1882 gründete ein gewisser August Benz eine Kräuterkäsefabrik in Hämelerwald. Zwei Jahre später wurde das Wohngebäude angebaut. Benz war gebürtiger Schweizer. Im Erdgeschoß befand sich die Käsezubereitungsanlage. Der benötigte Quark kam in Fässern von den umliegenden Molkereien. August Benz ging 1901 in seine Schweizer Heimat zurück. Die Käsefabrik wurde vom Peiner Walzwerk aufgekauft. Später wurde ein Schulgebäude daraus.
Die Nährmittelfabrik — 1919 kaufte die Fa. Siebrecht + Sohne aus Hannover das Gebäude der ehemaligen Lühmannschen Ziegelei; dieses wurde umgebaut als Fabrikationsbetrieb für Holzmehl. Unter der Leitung von Siebrechts Schwiegersohn Scherf stieg die Firma mehr und mehr in die Nährmittelproduktion ein. Es begann mit Pudding-, Krem- + Backpulver + Fettglasuren. Im Dorf war davon ein angenehmer Geruch + bald hieß die Produktionsstätte „Die Puddingfabrik.
1974 wurde der Betrieb durch den Druck der Großhersteller stillgelegt
Nach der Währungsreform 1948 wurden neue komplette Maschineneinrichtungen für Ziegeleien gefertigt. Das Unternehmen beschäftigte ca. 60 Arbeitskräfte, die aus unserem Ort und der näheren Umgebung kamen.
Sportkameraden wie: Willy Paul, Gerfried Mücke, Günther Hegener, Lothar Klingspohn und auch ich - fanden dort ab 1948 eine Lehrstelle und blieben teilweise 1-2 Jahrzehnte. Ab 1966 steuerte die Firma auf die Pleite zu. Walter Freers kaufte das Gebäude. Schriever produzierte dann als Pächter weiter. 1968 wurde der Betrieb wegen Konkurs geschlossen.
Vom Schulwesen unseres Ortes / 1888)
Zunächst gingen die wenigen Kinder nach Sievershausen zur Schule. Der 1.Schulraum in Hämelerwald war das 8,5 x 3 m große Wohnzimmer des Stellmachers Carl Behrens im Jahre 1864 mit Ca 20
Kindern. Dieser hatte aber 1882 die Nase voll vom Lärm der inzwischen 79 Kinder und kündigte der selbstständigen Gemeinde Hämelerwald diesen Raum mit 25 qm.
Die Gemeinde Hämelerwald baut das erste Schulhaus direkt neben dem ehemaligen Feuerwehrhaus. Diese Schule wurde 1888 ihrer Bestimmung übergeben. Am 27. August war die Einweihungsfeier, zu der sich viele Hämelerwalder Bürger sowie alle Schulkinder eingefunden hatten.
Erster Lehrer und Schulleiter wurde ein von allen Kindern und Erwachsenen geschätzter Wilhelm Steding, der hier 45 Jahre Lehrer blieb.
Das 3. Schulgebäude (die ehem. Käserei) gestaltete sich aus der1882 errichteten Käserei des Schweizers August Benz. Als dieser und dessen Nachfolger nicht mehr wettbewerbsfähig waren, wurde zunächst das Anwesen vom Peiner Walzwerk erworben. 1922 erwarb die Gemeinde vom Walzwerk das Gebäude und ließ es zu einem 3-klassigen Schulgebäude ausbauen.
Neben dem Schulleiter Steding, kam nun als 2. Lehrer Willy Jegenhorst aus Abbensen von der Schule Adolfshof und Frl. Kassner, sowie Herr Gernhöfer nach dem 2 Weltkrieg.
Hildesheim — Peiner Kreiseisenbahn —
Mit dem Bau der Eisenbahn von 1896 — „Blitz- + Bogenbahn“ genannt, wurde 1895 begonnen.
Die Kleinbahnstrecke führte von Hämelerwald am Hainwald entlang nach Schwiechelt und schlängelte sich in vielen Bögen über Equord, Bekum, Stedum, Hohenhameln, Clauen bis nach Hildesheim. Die kurvenreiche Strecke war 32 km lang.
Der Güterverkehr begann bereits am 30. November 1896. Die Personenbeförderung am 01. Oktober 1897. Im Jahre 1924 baute man in Hämelerwald einen bescheidenen eigenen Kleinbahnhof, sowie ein Wohnhaus. Dies alles wurde vom Bahnfachmann Winkenhöfer gesteuert. Im 2. Weltkrieg fuhren auf der Strecke Munitionszüge. In der Zeit von 1945 — 1956 fuhren Züge der HPKE sogar bis nach Peine und Lehrte. Ab September 1956 gab es von Hämelerwald aus keinen Personenverkehr mehr auf dieser Strecke. Lediglich der Güterverkehr wurde noch eine Zeitlang aufrechterhalten.
Örtlicher Brandschutz + freiwillige Feuerwehr — https://ff-haemelerwald.de/
Im alten Hämelerwald um 1870 war es üblich, in jedem Haus einen Feuerlöscheimer parat zu haben. Zur gegenseitigen Löschhilfe musste jeder Hausbesitzer lt. Gemeindebeschluss vom 01- Februar 1879 einen damals „ledernen“ Feuerlöscheimer besitzen, den man über die Gemeinde erwerben konnte. Als der Ort sich immer mehr vergrößerte, führte die Gemeinde am 11. Februar 1880 die Pflichtfeuerwehr ein. Im Protokoll heißt es:
„Da Hämelerwald keine Spritze besitzt, werden alle männlichen Bewohner von 18 — 50 Jahren zum Löschdienst verpflichtet. In der heutigen Zeit, ab etwa dem Jahr 2000 wurde eine Vorzeigefeuerwehr aus unserem Ort, die im Jahr viele Einsätze auf der Autobahn ausrichten muss und als Mittelpunkt-Wehr zwischen Lehrte und Peine gilt.
Drei Gastwirtschaften im Ort:
Aus den bereits genannten Gründen erbaute Siemering 1848 das erste Gebäude. Er erreichte dadurch die Zusage der Eisenbahn, dass eine Anhaltestelle in Hämelerwald errichtet wurde.
Siemerings Haus, das zunächst auch als Aufenthaltstelle für die Bahnreisenden gedacht war, bot mit der Gaststätte einen ansehnlichen Zuverdienst.
19 Jahre von 1893 — 1912 war Wilh. Hössermann der bis dahin bekannteste und langjährige Gastwirt. Alle übrigen blieben nur 1-2 Jahre. Der Gastwirt Karl Nieschlag, der von 1922 die „Gaststätte am Bahnhof" übernahm, verstand sich von Anfang an mit der Jugend unseres Dorfes. Seine Gastwirtschaft war bald das Vereinslokal der Turner und Fußballer.
Die gute. Atmosphäre des Gasthauses über ein halbes Jahrhundert war nicht zuletzt der Seele des Hauses, der verehrten Frau Nieschlag - Tante Minna — zu verdanken. Nach dem Schwiegersohn Fritz Schaper führt heute ein Enkel das Wirtshaus weiter.
Gaststätte Kaune 1863 — 1972.
Heinrich Kaune aus Bettrum war nach Wilhelm Meyer der nächste Anbauer bei der Eisenbahnsiedlung Hameler-Wald. Er baute 1863 auf einem größeren Grundstück ein kleines Haus mit einer Schankstube. 1868 — übernahm der Sohn Fritz Kaune als Gastwirt das Anwesen. Mit einem nicht alltäglichen Umbau vergrößerte er ab 1872 das Gebäude. 1895 — starb Fritz Kaune und hinterließ die Gaststätte seiner Witwe, die sich tatkräftig und energisch der neuen Aufgabe annahm. 25 Jahre führte „Kaunen Minna" das Geschäft, dann übergab sie es 1920 Ihrem Sohn August. August Kaune war selbst ein leidenschaftlicher Jäger, und so ergab es sich, dass sein Gasthaus bald zum Treffpunkt der Jägerschaft wurde. Die Gaststube war ausgeschmückt mit großartigen Jagdtrophäen aus aller Herren-Länder. Sein Schwiegersohn Adolf Munzel mit seiner Frau Thea konnten nach der Währungsreform ca. 1950 ein Ausflugslokal mit Tanzfläche und Kaffeegarten mit großem Erfolg gestalten. Adolf Munzel verkaufte Anfang 1972 das Anwesen „Jägerhaus“
„Gaststätte Höper" - Haus Nr. 36 —
Als Hausschlachter aus Arpke erbaute Heinrich Höper 1878 die Schlachterei und Gastwirtschaft. Zu den Einwohnern von Hämelerwald kamen jährlich etwa 100 Saisonarbeiter der Ziegeleien und der Güter Adolfshof und Schierke.
Auch Sievershausen, welches damals noch kein eigenes Schlachtergeschäft hatte, gehörte zu Höpers Kundenkreis. Er beschäftige drei Gesellen. Dadurch wurden wöchentlich 1 Rind, 10-12 Schweine, 1 Hammel und 1 Kalb geschlachtet. Durch seine Tüchtigkeit brachte es Höper bald zu einem gewissen Wohlstand und gehörte mit zu einem der reichsten Leute am Ort. Im Schlachterladen war folgender Spruch zu lesen:
„Rinder, Hammel, Kälber, Schweine
haben Knochen und Gebeine;
darum muss ein jeder auch beim Wiegen
etwas von den Knochen kriegen“
Die Gastwirtschaft mit Schlachterei war ein stets beliebtes Vesperlokal für die vielen Bauern, die im Herbst und Winter ihr ersteigertes Brennholz aus dem Wald holten. Die Pferdegespanne standen dann von Höpers bis Ölkers Fritze, die ganze Flütschenburg (heute Försterstraße).
So viele schöne Pferdegespanne wie damals wird man wohl nie mehr in Hämelerwald zu sehen bekommen.
Ein 50-Pfennig-Vesper bei Höper bestand aus:
1/4 Pfund Mett oder Wurst
2 Brötchen
1 Korn, 1 Bier.
Später betrieb die Familie Osterwald das Unternehmen und richtete nach dem 2. Weltkrieg auch Schützenfeste aus.
Weitere wirtschaftliche Entwicklung ab 1922.
In den Jahren 1922 — 25 wurden die von der Ilseder Hütte aufgekauften Ziegeleigebäude zu Werkswohnungen umgebaut. Das Walzwerk wurde zu der Zeit der Hauptarbeitgeber des größten Teils der Erwerbstätigen unseres Ortes. Die Eisengießerei Emmy-Hütte, welche 1923/24 vielversprechend in neuen Anlagen auf dem Gelände der abgerissenen Ziegelei Rudolf Apel gebaut wurde, war nach knapp vier Jahren pleite. Selbst das Walzwerk hatte eine Beschäftigungsflaute zu überstehen.
1929: Die Bauarbeiten für den Mittellandkanal waren abgeschlossen. Etwa ein Dutzend Hämelerwalder verloren ihre Arbeit.
1930: Die noch letzte Fabrik im Ort mit einigen Beschäftigten, die Streumehl-Fabrik Siebrecht + Söhne lag still.
Die Krisenjahre 1931/32 machten sich in Hämelerwald als Arbeiterdorf so recht bemerkbar.
Am Anfang der Dreißiger war's dann soweit, es begann die große Arbeitslosigkeit. Fünf Mark pro Woche, kriegten die Ledigen und mussten einen Arbeitstag dafür verrichten. Rund um den Wald die Wege und Gräben, die Wohlfahrtsempfänger durften sie pflegen, Was daran am meisten störte,
dass weder Strauch noch Baum nach Hämelerwald gehörte.
Durch Notstandsarbeiten für die Gemeinde (Gräben räumen und Wege ausbessern) besserte man das knappe Arbeitslosengeld etwas auf.
Unter den Leuten machte sich Mutlosigkeit breit. Sie standen in Gruppen zusammen und diskutierten. Der Pastor Nordhausen aus Sievershausen — übrigens ein Verwandter von Wilhelm Busch - engagierte sich für die Arbeitslosen. Mit Veranstaltungen verschiedener Art wirkte er damit den spürbaren radikalen Tendenzen (durch die Not bedingt) entgegen.
Der Sportbetrieb in Hämelerwald: http://www.svadler1888.de/
Zum Ende des Ersten Weltkrieges 1914/18 kam der Sportbetrieb des Männerturnvereins zum Erliegen. Einst aktive Sportler und Mitglieder konnten keinen Sport mehr betreiben, und andere kehrten aus dem Krieg nicht mehr zurück und hinterließen spürbare Lücken.
Nachdem sich im Jahre 1911 bereits eine Fußballsparte vom Männerturnverein unter dem Namen „SV ADLER" neu etabliert hatte, konnten diese Fußballer sich frühzeitig nach den Kriegsereignissen wieder besser in Szene setzen. Fußball war populär geworden und dazu wählte man die Gaststätte Kaune als Vereinslokal. Der Spielplatz war auf der Schafweide von Adolfshof. Für den Turnverein war das ein herber Rückschlag in der Teilnehmerzahl beim Turnen und der Leichtathletik.
1924 wurde Damenriege gegründet. Es wurden Tänze und Schauturnen vorgeführt. In den nächsten Jahren wurde viel Leichtathletik betrieben. Bei Staffelläufen hatte der MTV immer sehr gute Sprinter. Bis Anfang 1933 waren die Hämelerwalder Turner, wenn auch oft mit kleinem Aufgebot, bei Turnfesten und Wettkämpfen im Turnkreis dabei.
Auf der ewigen Suche nach geeigneten Sportplätzen für das Fußballspielen wurde dem Sportverein 1927 von der Gemeindeverwaltung eine mitten im Ort gelegene Sandkuhle zur Verfügung gestellt.
Hieran war die Bedingung geknüpft, innerhalb von 3 Jahren einen brauchbaren Sportplatz für Fußball und Leichtathletik daraus zu machen. Mit Elan ging es an die Arbeit Der Plan war fertig, und alle Vereinsmitglieder, Fußballspieler und Turner machten mit. Mit ehemaligen Ziegeleiloren und Gespannen von Fuhrwerksbesitzern im Ort, sowie von Adolfshof + Schierke wurden die größten Löcher mit Schutt und Formsand aus der ehem. Emmy-Hütte zugefahren. Es wurde geschaufelt und planiert, und am Ende hatte man etwa 8000 cbm Erde bewegt. Zur Umrandung des Platzes wurden Linden angepflanzt.
Der Sportplatz war 1930 fertig und wurde nach der Einweihungsfeier voll in Betrieb genommen.
Danach ließ der Vereinssport dennoch sehr nach, da die Machthaber der unglückseligen Zeitspanne von 1933 — 1945 bemüht waren, für andere Beschäftigungen zu sorgen.
Diese Platzanlage, bei Schön- u. Schlechtwetter strapaziert, diente exakt 62 Jahre dem Spielbetrieb für manch packende Begegnungen.
Die 3 im Sport tätigen Vereinigungen unseres Ortes:
Der „MTV von 1888" — „Sportverein ADLER" — und der seit 1931 bestehende „KKS Tell" — schlossen sich 1934 zur „Sportvereinigung ADLER Hämelerwald" zusammen.
Die Fußballer — mit den meisten Mitgliedern — wurde zur tragenden Abteilung.
Im zweiten Weltkrieg 1939 — 1945 kam der Vereinssport völlig zum Erliegen: Durch ein Gesetz der Alliierten vom 14.10.1945 durften sich die Vereine wieder sportlich betätigen.
1946 begann für die Sportvereinigung „Adler Hämelerwald" ein Neuanfang. Wie schon einmal, begann es wieder mit einem Turner an der Spitze des Vereins. Bei der ersten Versammlung wählten die anwesenden Sportfreunde Heinrich Werner zu ihrem neuen Vorsitzenden. Das Jahr 1946 war noch nicht zu Ende, als wieder das beliebte Fußballkicken begann. Fußballstiefel und Bälle waren vor der Währung noch große Mangelware und die Beschaffung ein Problem. Die TT-Abteilung - auch das Schmettern mit einem kleinen Celluloid-Ball begeisterte — und so wurde am 30.11.1946 — die Sparte des Tischtennis gegründet, die noch immer Anhänger findet.
Ein Juwel für beide Sparten, erweckte Hämelerwald zu neuem Leben nach den Kriegsereignissen. Schwer kriegsversehrt gab Siegmund Laskowit, von Arminia Hannover, die ersten Tipps der heranwachsenden und unversehrt gebliebenen Jugend, vor allem in balltechnischer und taktischer Hinsicht wertvollen Unterricht.
Die Handballer —
Wie aus Kreisen älterer Damen des SV Adler zu erfahren war, wurde in den Nachkriegsjahren schon Handball gespielt. Es gab in der Zeit von 1947 bis ca. 1948/49 eine Damenmannschaft. Erst 1971 wurde eine richtige Handballsparte gegründet.
Mit der Fertigstellung der Sporthalle Lehrte-Ost wurde 1981/82 die Zusammenlegung der Handballsparten Hämelerwald-Sievershausen vollzogen. Heute nennt sich die Sparte „HSG-Lehrte-Ost" und wieder ist Ingo Krüger der Motor des Zustandekommens. Der SV Adler kann mit größter Freude neuen Sportanlagen unseres Ortes am Schulzentrum Lehrte-Ost entgegensehen.
Im September 1968 wurde mit viel Interesse und Durchhaltevermögen die Gymnastik-Abteilung zur Belebung im SV Adler gegründet und feierte inzwischen 45 Jahre Gemeinsamkeit. Mit Tatendrang und Enthusiasmus werden die Sparten: Kinderturnen, Badminton, Volleyball, Basketball, Tanzen und — Wandern. ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad — gegründet und der Verein am Leben erhalten mit fast tausend Mitgliedern.
Dazu dient uns unter anderem immer wieder ein Aufenthalt des im Jahre 1990 eingeweihten „ADLERHORST“. Hier am Ort ist es mir ein Herzensanliegen auf diese Leistung von ca. 60 Sportkameraden der älteren Jahrgänge vor mehr als 25 Jahren hinzuweisen, die mit nahezu 5.000 Arbeitsstunden einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen unseres Sportheimes geleistet haben.
Autor: Kari-Heinz Goedecke
Quelle: Otto Bode, Hämelerwald „Unser Ort"