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Johanniskraut

Hypericum perforatum

Heilpflanze der Jahre 1995 und 2019, Arzneipflanze des Jahres 2015

Tüpfelhartheu, Löcherkraut, Blutkraut, Wundkraut, Jageteufel, Teufelsflucht, Hexenkraut, Johannisblut, Sonnenwendkraut, Tausendlochkraut

Das Johanniskraut ist eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae). Es ist in ganz Europa, Westasien und Nordafrika heimisch und wächst an sonnigen Standorten an Wegrändern, im Gebüsch und auf Wiesen. In Deutschland sind etwa zehn Johanniskrautarten heimisch, aber nur das Tüpfel-Johanniskraut wird medizinisch genutzt. Es bevorzugt einen durchlässigen, sandigen, nährstoffarmen Boden, kommt aber auch mit lehmigen Böden zurecht. Aus einem weitverzweigten Wurzelstock treiben im Frühjahr aufrechte, meist 40 bis 50 cm hohe Stängel, die in ihrem Inneren ein Mark enthalten und an denen zwei Längsleisten fühlbar sind. Die gegenständigen Blätter sind länglich-oval und ganzrandig. Sie enthalten ebenso wie die Blütenblätter Öldrüsen. Diese sind als Punkte zwischen den Blattadern zu erkennen. Die Blüten mit fünf Kelchblättern, fünf leuchtend-gelben Blütenblättern und zahlreichen Staubgefäßen stehen in endständigen rispenähnlichen Blütenständen. Die Blütenblätter sind etwas asymmetrisch und ähneln kleinen Windrädern, mal linksdrehend, mal rechtsdrehend. 50 bis 60, manchmal auch bis 100 Staubblätter umgeben den Fruchtknoten. Beim Zerreiben der Blüten und Knospen tritt eine rötliche Flüssigkeit aus. Blütezeit: Mai bis August Die Blüten werden von Hummeln, Bienen und Schwebfliegen aufgesucht, das Kraut dient den Raupen mehrerer Schmetterlingsarten als Futterpflanze. Die Frucht ist eine dreifächerige rötliche Kapsel. Durch Wurzelkriechsprosse vermehrt sich das Johanniskraut auch vegetativ.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Hartheugewächse Hypericaceae
- Anwendungsbereich: Depressive Verstimmung, Herpes
- Blütenfarbe: gelb
- Giftigkeit: ungiftig
- Lebensdauer: ausdauernd

Blütezeit

Mai bis August

Verwendete Pflanzenteile

Getrocknete oberirdische Teile der Pflanze

Inhaltsstoffe

Der rote Farbstoff Hypericin in den Blüten; wundheilungsförderndes Hyperforin in den jungen Samenkapseln; ätherisches Öl in den oberen Laubblättern; Flavonoide und bis zu 15% Gerbstoffe

Heilwirkung

Das Johanniskraut gehört zu den Pflanzen, bei denen die Gesamtheit der Inhaltsstoffe zur Wirkung führt. Durch den Gehalt an Hypericin wirkt ein Auszug der Droge mild beruhigend, jedoch erst nach regelmäßiger Einnahme über mehrere Wochen. Als Tee oder Fertigpräparat wird Johanniskraut, als „Arnika der Nerven“ und „Balsam für die geplagte Seele“ zur unterstützenden Behandlung bei leichten Depressionen, nervöser Unruhe, Erschöpfung, Schlafstörungen eingesetzt. Johanniskraut lindert auch körperliche Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Wetterfühligkeit und ist die am besten wirkende Pflanze für die Behandlung einer Winterdepression. Gute Wirkungen zeigt Johanniskrauttee bei Kindern, die auf Grund seelischer Störungen Bettnässer sind. Bei schweren Depressionen müssen synthetische Mittel verabreicht werden. Das Öl wird als Wundmittel bei Verbrennungen, Sonnenbrand und Herpes genutzt. Heilungsfördernde Wirkungen gibt es auch bei Nervenschmerzen, Wunden und Narben. Wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, dass das Rotöl auch zur Pflege der Haut bei Neurodermitis geeignet ist.

Nebenwirkung

In seltenen Fällen können hellhäutige Menschen nach längerer Anwendung der Droge durch das Hypericin eine Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht (Photosensibilisierung) entwickeln. Diese äußert sich durch sonnenbrandähnliche Entzündungen von Hautpartien, die der Sonne ausgesetzt waren. Wechselwirkungen können auftreten, wenn blutgerinnungshemmende Mittel, bestimmte Antibiotika oder Herzmedikamente gleichzeitig mit Johanniskraut eingenommen werden. Solche Wechselwirkungen sind dosisabhängig und müssen ärztlich abgeklärt werden.

Geschichtliches

Der Gattungsname „Hypericum“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „über“ (hyper) „dem Bild“ (eikon). Es hebt die menschliche Psyche über die dunklen inneren Bilder von Depressionen und durchflutet sie mit Licht. Der Artname „perforatum“ (lat. = durchlöchert) nimmt Bezug auf die durchscheinend punktierten Blätter.

Der deutsche Name Johanniskraut wurde gewählt, weil die Pflanze meist um den Johannistag (24. Juni), dem Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers, herum in voller Blüte steht. Der Name „Hartheu“ erklärt die harten Stängel, die kein gutes Heu ergeben.

Bereits im Altertum und im Mittelalter genoss das Johanniskraut als Arzneipflanze große Bedeutung und wird in den Schriften von Hippokrates, Dioskurides und Plinius erwähnt. Für Paracelsus, dem berühmten Arzt des Mittelalters, war die Pflanze eine Art Universalmittel, von Gott den Menschen zur Hilfe und Heilung geschenkt. Es wurde gegen viele Beschwerden empfohlen z.B. Melancholie, nervöse Zustände, innerliche und äußere Wunden.

Im Mittelalter galt das Johanniskraut als Dämonen abwehrende Pflanze. Die Bauern hängten die Pflanze in die Ställe, um das Vieh vor Verzauberung zu schützen. Der Teufel selbst soll die Blätter des Johanniskrauts durchlöchert haben, weil er sich über dessen Heilkraft ärgerte. Bis ins vorletzte Jahrhundert war der Brauch lebendig, einen Kranz aus dem Kraut auf das Dach des Hauses zu werfen, um es vor Blitzschlag zu schützen.

Der Fünfstern der Blüten war ein Zeichen für die guten Kräfte, das heilige Symbol der Druiden sowohl wie die fünf Wundmale Christi.

Aus Brandenburg stammt die Überlieferung, dass Flintenläufe, die im Inneren mit dem roten Saft des Krauts bestrichen wurden, jede Kugel sicher an ihr Ziel bringen würden.

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