Stadtmarketing Lehrte Logo

Gundelrebe, Gundermann

Glechoma hederacea

Der Gundermann ist eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae). Er kommt in Europa und Nordasien vor und wächst bevorzugt an leicht feuchten Standorten in Wiesen, an Gräben, Wegrändern und in Hecken, gern auch in der Nähe menschlicher Behausungen. Gundermann wurzelt nur flach und bildet oberirdische bis 2 m lange Ausläufer mit vierkantigen Stängeln, die auch im Winter belaubt sind. Sie liegen am Boden an oder ranken an Zäunen oder Mauern in die Höhe und erreichen Wuchshöhen bis zu 30 cm. Der Hauptspross ist mit zahlreichen Knoten besetzt, an denen sich bei Bodenkontakt Wurzeln bilden. Die gegenständigen Blätter sind nierenförmig und am Rand gekerbt. Ein Netz von Blattadern tritt stark hervor. Die Unterseite ist oft rotviolett überlaufen. Die blauvioletten Blüten stehen in Scheinquirlen in den Achseln der Laubblätter. Die Kronblätter sind zu einer Röhre verwachsen mit einer kurzen Oberlippe und einer breiten Unterlippe, die einen purpurfarbenen Fleck aufweist. Sie werden von zahlreichen Insekten aufgesucht. Blütezeit: April bis Juni. Im Juli und August bilden sich unscheinbare, kleine, klebrige Nussfrüchte, die in vier Teilfrüchte mit einem Anhängsel zerfallen. Diese werden von Ameisen verbreitet oder bleiben am Fell von Tieren haften. Gundermann schmeckt schwach bitter und hinterlässt ein kratzendes Gefühl im Mund. Wenn man ein Blatt zwischen den Fingern zerreibt, entsteht ein herb-würziger Duft und die Finger fühlen sich schmierig an. Das liegt an dem in den Blättern enthaltenen Öl, das auch die Heilung von Haut fördert.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Lippenblütler Lamiaceae
- Anwendungsbereich: Atemwegserkrankungen, Verdauungsbeschwerden
- Blütenfarbe: blau
- Giftigkeit: ungiftig
- Lebensdauer: ausdauernd

Blütezeit

April bis Juni

Verwendete Pflanzenteile

Das blühende Kraut

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, ätherisches Öl, Bitterstoff Glechomin, Saponine

Heilwirkung

Gundermann wird nur volksmedizinisch genutzt, bei Magen-Darmstörungen, Husten und schlecht heilenden Wunden. Die Bitterstoffe regen die Magensaftbildung und Verdauung an und wirken gegen Appetitlosigkeit, Magenverstimmung und Durchfall. Die Saponine verflüssigen den zähen Schleim in den Atemwegen und erleichtern das Abhusten. Wegen seiner Gerbstoffe wird Gundermann äußerlich zur Wundbehandlung und bei Entzündungen im Mund und Rachen genutzt.

Nebenwirkungen

Bei Überdosierung kann es zu Magen- und Darmreizungen kommen. Gundermann sollte nicht mit ASS oder Gerinnungshemmern angewendet werden. Auch in der Schwangerschaft sollte Gundermann nicht genutzt werden. Die Pflanze ist für viele Säugetiere giftig, besonders für Pferde und Nagetiere. Vergiftungen bei Menschen sind nicht bekannt.

Geschichtliches

Der Gattungsname ist vom griechischen glechon, dem antiken Namen für Poleiminze abgeleitet. Die efeuähnlichen Blätter haben zum Artnamen hedera (Efeu) geführt. Das althochdeutsche „gundereba“ könnte von „gund“ = Eiter, Geschwür abgeleitet sein und auf die frühere Verwendung hinweisen.

Gundermann ist eine alte germanische Arznei- und Zauberpflanze, die vor schlechten Einflüssen und vor zehrenden Krankheiten schützte. Er gab Kraft zur Gesundung und wurde bei Erkrankungen der Atem- und Verdauungswege eingesetzt. Er gehörte auch zu den guten Pflanzengeistern, die gegen Viehzauber wirken. So wurde die erste Milch des Jahres durch einen Kranz aus Gundermann gemolken. Im Mittelalter glaubte man auch, dass ein in der Walpurgisnacht geflochtener Kranz aus Gundermann hellsichtig machen und gegen Hexen und die Pest wirken würde.

Gundermann war der Ziegengöttin Freya und dem Donnergott Thor gewidmet, der in einem von zwei Ziegenböcken gezogenen Wagen angebraust kommt. Die Ziege galt als das Tier, das die angenehme Jahreszeit wiederbringt und Wiesen und Felder wieder grün werden lässt, der Bock als das Symbol der Fruchtbarkeit und der überschäumenden Lebenskraft. Er ist auch der Schirmherr des Bieres und der Bierkräuter, die genutzt wurden, um das Bier zu klären, zu würzen oder haltbar zu machen. Hopfen, der dem heutigen Bier seinen Geschmack verleiht, wurde erst später verwendet. Mit dem Reinheitsgebot von 1516, nach dem nur noch Gerstenmalz, Hopfen und Wasser verwendet werden durften, verschwanden die althergebrachten Bierkräuter – auch der Gundermann.

Gundermann gehört zu den sieben (mancherorts neun) Kräutern des Gründonnerstags und wurde ebenso wie Waldmeister zum Maitrank verwendet. Durch den Verzehr von bestimmten Kraftpflanzen des Frühlings wollten sich die Menschen neue Kraft einverleiben. Die meisten Haustiere mögen den Geschmack des Gundermanns nicht, Ziegen aber fressen auch würzige, ölhaltige Pflanzen.

Gundermann galt als Frauenpflanze. Sie sollte die Menstruation fördern, selbst wenn nur ein Blatt in den Händen oder im Schuh getragen würde.

Um Vergiftungen vorzubeugen, tranken Menschen, die in Berufen arbeiteten, in denen sie mit dem Schwermetall Blei zu tun hatten (z.B. Maler, Bleiglaser), Gundermann-Tee.

Lehrte verbindet Logo

05132 505 1150 | Rathausplatz 1 | 31275 Lehrte

Stadtmarketing Lehrte e.V.