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Sommerlinde

Tilia platyphyllos

Baum des Jahres 1991

Tilia platyphyllos

Die Sommerlinde ist ein bis 35 m hoher Baum mit einem weitreichenden Wurzelwerk und einer breiten, rundlichen Krone, der über 1000 Jahre alt werden kann. Sie gehört zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae) und ist in Europa heimisch. Häufig wird sie in Parkanlagen und als Straßenbaum angepflanzt. Die Rinde ist zunächst grau und glatt, später graubraun und furchig. Die empfindliche Rinde schützt sich mit Wassertrieben im Wurzelbereich gegen übermäßige Sonnenbestrahlung. Das relativ leichte Holz wird vorwiegend für Schnitzarbeiten genutzt.

Die jungen Triebe sind anfangs fein behaart. Die Blätter stehen wechselständig. Sie sind größer und weicher als bei der Winterlinde und etwas asymmetrisch herzförmig mit fein gezähntem Rand. Sie sind beiderseits kahl und unterseits hellgrün. Die Unterseite der Laubblätter und die Adern sind komplett weißliche oder gelblich behaart. Die hellen, gelblich weißen Blüten bestehen aus je fünf Kelchblättern und Kronblättern und bis zu 30 Staubblättern und erscheinen nach dem Blattaustrieb. Bis zu 60 000 Blüten kann ein Baum hervorbringen. Sie stehen in einem rispenähnlichen Blütenstand mit zwei bis fünf Blüten zusammen und sind mit einem zungenförmigen Hochblatt teilweise verwachsen. Sie duften angenehm und sind eine ergiebige Nektar- und Pollenquelle für Bienen und Hummeln. Aus den Blüten entwickeln sich bräunliche kugelige Nüsschen. Die reifen Nüsschen sind tiefgerippt und haben eine harte Schale.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Malvengewächse Malvaceae
- Anwendungsbereich: schweißtreibend, Steigerung der Abwehrkräfte, Durchfall
- Blütenfarbe: weiß, gelb
- Giftigkeit: ungiftig
- Lebensdauer: ausdauernd

Blütezeit

Juni, etwa 14 Tage früher als die Winterlinde

Typisch für die Linde ist der Besatz mit Honigtau erzeugenden Läusen. Auto sollten deshalb nicht unter Linden geparkt werden.

Verwendete Pflanzenteile

Die voll entwickelten Blütenstände mit dem Hochblatt, die kurz nach dem Aufblühen geerntet werden, Lindenblätter

Lindenkohle (wie Holzkohle gewonnen)

Inhaltsstoffe

Schleim, Gerbstoffe, ätherische Öle, (Farnesol bewirkt den angenehmen Duft), Flavonoide

Heilwirkung

Die Inhaltsstoffe der Lindenblüten haben eine schweißtreibende Wirkung. Aufgrund des Gehalts an Gerb- und Schleimstoffen wirken sie auswurffördernd und reizlindernd. Lindenblütentee kann die Abwehrkräfte steigern und wird bei Erkältungskrankheiten mit dem damit verbundenen Husten eingesetzt.

Lindenblätter können als Abkochung als Spülung bei Entzündungen im Mund-Rachenraum und als Auflage bei geschwollenen Augen genutzt werden. Sie lassen sich auch kulinarisch verwenden.

Die Lindenkohle wird bei Magen- und Darminfektionen mit Durchfall eingesetzt. Sie kann Bakteriengifte binden und unschädlich machen.

Nebenwirkungen

Nicht bekannt

Geschichtliches

Der Gattungsname „Tilia“ leitet sich vom griechischen „tilos“ = Bast, Faser ab. Nach dem Ablösen der Rinde von Lindenzweigen wurde diese so lange in Wasser gelagert, bis sich die Bastfasern abziehen ließen. In der Vergangenheit wurden aus dem Lindenbast Seile, Schnüre oder Matten hergestellt. Lindenbast wurde bereits in den Pfahlbauten der Jungsteinzeit verwendet. (Der heutige Gärtnerbast wird aus den Blättern der Raphia-Palmen gewonnen.)

Der Artname stammt aus dem griechischen: platys = breit, phyllon = Blatt.

Wie auch die Eiche zählt die Linde zu den „Baumveteranen“. Der Volksmund sagt über das Wachstum des Baumes: 300 Jahre kommt sie, 300 Jahre steht sie, 300 Jahre vergeht sie.

In der Antike wurden die Lindenblüten nicht verwendet. Hildegard von Bingen schrieb der Linde eine große erwärmende Kraft zu, die von den Wurzeln ausgehen soll.

Die Lindenblätter dienten als Nahrung für Tiere und als Stalleinstreu, aber auch als Tabakersatz. Der Lindenbast wurden für Seile, Matten und Bienenkörbe genutzt.

Seit alters her spielt die Linde in der Geschichte eine große Rolle.

Sie steht als Symbol für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden, Heimat und Gemeinschaft.

Bei den Germanen war der Baum Freya, der Göttin der Fruchtbarkeit geweiht. Die Linde galt als Schutzbaum und wegen der herzförmigen Blätter als Baum der Liebenden. Sie wurde gern in der Dorfmitte oder bei Gasthäusern gepflanzt, war „Kommunikationszentrum“, Treffpunkt für gesellige Veranstaltungen aber auch für öffentliche Gerichtsverhandlungen (judicum sub tilia = Gerichtsstätte unter der Linde). An der Göttinger Gerichtslinde erfolgte 1859 eine letzte Hinrichtung.

Viele Orts- und Straßenbezeichnungen erinnern an die Linde: z.B. Lindau, Hannover-Linden, „Unter den Linden“ in Berlin, ebenso die Fernsehsendung „Lindenstraße“. Linden wurden oft zu besonderen Anlässen gepflanzt, (Friedenslinde, Goethelinde). Zur Erinnerung an die Wiedervereinigung wurde am 05.10.1990 eine Kaiserlinde in der Nähe des Reichstags gepflanzt. Auch in Liedern wird der Baum besungen. Das bekannteste dürfte „Am Brunnen vor dem Tore“ von Franz Schubert sein.

In vielen weiblichen Vornamen findet sich der Name des Baumes: Linda, Rosalinde, Sieglinde, Gerlinde, Dietlind… Auch der Name des Naturforschers Carl von Linné (Linnaeus), der die moderne biologische Systematik eingeführt hat, geht auf die Linde zurück.

Siegfried, der germanische Sagenheld, hatte in Drachenblut gebadet und war dadurch scheinbar unbesiegbar geworden. Nur weil sich beim Baden ein Lindenblatt zwischen seine Schulterblätter gelegt hatte, blieb er an dieser Stelle verwundbar. Genau dort wurde er hinterrücks von Hagen getroffen und getötet.

Auch in der griechischen Sagenwelt wird die Linde erwähnt. Auf einem Hügel steht sie dicht bei einer mächtigen Eiche. In Menschengestalt wollen Göttervater Zeus und sein Sohn Hermes die Gastlichkeit der Menschen prüfen. Sie werden an vielen Türen abgewiesen und finden erst in der ärmlichen Hütte von Philemon und Baucis Unterschlupf. Das greise, glückliche Paar nimmt die Gäste auf und bewirtet sie. Als Dank für ihre Gastfreundschaft wünschen sie sich nur, in derselben Stunde sterben zu dürfen, weil sie ohne den anderen nicht sein wollen. Ihr Wunsch wird erfüllt. Philemon wird zur Eiche und Baucis zur Linde.

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