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Lavendel

Lavandula angustifolia

Heilpflanze des Jahres 2008, Arzneipflanze des Jahres 2020

Lavander, Blavendel, Nervenkraut, Speick, Schwindelkraut, Hirnkraut

Der Lavendel gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Unter den 28 Arten sind der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia), der Französische Lavendel (Lavandula dentala), der Breitblättrige Lavendel (Lavandula latifolia) und der Schopf-Lavendel (Lavandula stoechas) die bedeutendsten.

Der Lavendel stammt aus dem Mittelmeergebiet und wächst ausdauernd als kleiner Halbstrauch bevorzugt auf trockenen, kalkhaltigen Böden an sonnigen Standorten. Er mag keinen feuchten Sommer und keine extreme winterliche Kälte. Vor allem in Südfrankreich wird er in Kulturen gezogen. Die ganze Pflanze verströmt einen angenehmen Duft.

Mit aufrechten, stark verzweigten Ästen, von denen steife Zweige abgehen, erreicht er eine Höhe bis zu 80 cm. Im Mai treiben aus den Ästen neue Blütentriebe mit gegenständigen, schmalen, lanzettlichen, ganzrandigen Blättern mit umgerolltem Rand. Sie sind filzig behaart, grau-grün und bis zu 5 cm lang. Bei zu viel Dünger verlieren die Blätter ihre silbrige Farbe. Die violetten Blüten stehen in ährenförmigen Blütenständen in Scheinquirlen mit je 6 bis 10 Blüten zusammen.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Lippenblütler Lamiaceae
- Anwendungsbereich: Schlafstörungen, Badezusatz
- Blütenfarbe: violett
- Giftigkeit: ungiftig
- Lebensdauer: ausdauernd

Blütezeit

Juni bis August.

Die Blüten enthalten viel Zucker und werden von zahlreichen Insekten aufgesucht.

Verwendete Pflanzenteile

Blüten, die kurz vor der völligen Entfaltung geerntet werden, weil dann der Gehalt an ätherischem Öl am höchsten ist. Für die Teebereitung werden sie getrocknet.

Das ätherische Öl wird durch Wasserdampfdestillation aus den frischen Blütenständen gewonnen.

Als Gewürz für die Küche werden junge Blätter und weiche Triebe verwendet. Sie dienen als „Herbes de Provence“ zum Verfeinern von Fleisch, Fisch, Suppen und Soßen. Das Aroma ist etwas bitter und würzig und dem von Rosmarin ähnlich.

Inhaltsstoffe

1 bis 3% ätherisches Öl, bis 10% Gerbstoffe, Flavonoide, Cumarin

Heilwirkung

Die Blüten werden als mildes und entspannendes Beruhigungsmittel bei Unruhezuständen, nervöser Erschöpfung und Einschlafstörungen verwendet, als Tee, Badezusatz oder Kräuterkissen. Auch gegen Stresssymptome konnte die Wirksamkeit durch Untersuchungen bestätigt werden.

Lavendel kann nervös bedingte Verdauungsbeschwerden lindern, ein fördernder Effekt auf die Gallensaftbildung ist vorhanden.

Auch bei Depressionen hat sich die Anwendung von Lavendel als begleitende Therapie bewährt.

Das Lavendelöl (Oleum lavandulae) gehört zu den wirksamsten Ölen bei Wunden und Verbrennungen. Es darf unverdünnt aufgetragen werden und wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Zugleich sorgt es für eine rasche Abheilung ohne Blasenbildung,

lindert den Juckreiz bei Insektenstichen und wird zur Herstellung von kosmetischen Erzeugnissen genutzt.

Nebenwirkungen

Bei empfindlichen Personen sind auf Grund von Cumarinverbindungen Kopfschmerzen möglich. Das ätherische Lavendelöl darf nicht mit den Augen und Schleimhäuten in Berührung kommen.

Geschichtliches

Der Name „Lavendel“ ist abgeleitet von dem lateinischen Wort lavare (waschen) und weist auf die Verwendung als Badezusatz hin. Der botanische Name „angustifolia“ setzt sich zusammen aus angustus = schmal, folium = Blatt. Der Name „Speick“ ist vom lateinischen spica = „Ähre“ abgeleitet und nimmt Bezug auf den Blütenstand.

Die Ägypter nutzten Lavendel zum Mumifizieren und als Parfüm, die Römer um Bettwanzen zu vertreiben.

Im Altertum wurden wahrscheinlich die Blüten des Schopflavendels verwendet, die man den Bädern zusetzte. Der Echte Lavendel und der Breitblättrige Lavendel kamen im Mittelalter nach West- und Mitteleuropa und wurden zuerst von Hildegard von Bingen als lavandula erwähnt.

Hildegard nutzte den Lavendel bei Brust- und Lungenleiden. Sie kochte die Blüten in Wein und ließ die Patienten 6 – 8 Wochen schluckweise davon trinken.

In Pestzeiten wurden Masken mit verschiedenen Duftkräutern – auch Lavendel – versehen, um sich mit den antiseptischen, bakterien- und virenhemmenden ätherischen Ölen der Pflanzen vor der Krankheit zu schützen.

Der Echte Lavendel gilt als resistenter gegen die Kälte, verströmt einen intensiveren Geruch, liefert aber weniger ätherisches Öl. Der Breitblättrige Lavendel liefert zwar mehr ätherisches Öl, riecht aber nicht so kräftig. Deshalb wurde früher empfohlen beide Arten anzubauen.

Heutzutage wird ein durch natürliche Kreuzung entstandener Bastard zwischen Echtem und Breitblättrigem Lavendel, der sogenannte Lavandin angebaut, der 1930 erstmalig entdeckt wurde. Er ist steril, lässt sich nur durch Stecklinge vermehren und dient der Gewinnung von Duftstoffen und ätherischen Ölen für die Herstellung von Seife, Parfüm und Duftlampenöl.

Die Blüten des Lavandin riechen strenger als die des Echten Lavendels, das Öl ist weniger effektiv. Dafür liefert der Lavandin einen höheren Ertrag an Lavendelöl. (Um eine gleiche Menge an ätherischem Öl zu gewinnen, benötigt man 150 kg Blüten des Echten Lavendels gegenüber 40 kg des Lavandins.) Medizinisch wird der Echte Lavendel genutzt, weil seine Heilwirkung ausgeprägter ist.

In Wien zogen noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts „Lavendelweiber“ singend von Haus zu Haus und boten den „Balsam für die Nerven“ an. Ein altes Sprichwort lautet: „Was Rosmarin für den Geist, ist Lavendel für die Seele.“ Lavendelzweige waren auch Bestandteil von Sträußchen, die zum Kirchgang in das Gesangbuch gelegt wurden.

Wurde der Lavendel genau in der Johannisnacht (24. Juni) gepflückt, so war er besonders stark und hielt bösen Zauber fern. Ein Kranz, der aus Lavendelblüten geflochten war, sollte für Friede, Freude und Gesundheit im Haus sorgen.

Vielerorts glaubte man, der Duft helfe gegen den Teufel. Sogar Hexen, die vom Teufel gejagt wurden, brauchten sich nur auf einen Lavendelstrauch zu setzen und waren vor ihrem Verfolger sicher. War es der Duft nach Sauberkeit, den der Teufel nicht mochte?

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