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Baldrian

Valeriana officinalis

Katzenkraut, Mondwurzel, Stinkwurz, Balderjan, Bullerjan, Elfenkraut, Hexenkraut

Der Baldrian ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die bis 1,70 m hoch werden kann aus der Familie der Baldriangewächse (Valerianaceae). Zur Gattung Valeriana gehören etwa 120 Arten, z.B. auch der Feldsalat (Valeriana locusta). Baldrian ist in Europa und Teilen Asiens heimisch, in Nordamerika eingebürgert. Er benötigt einen lockeren, mäßig nährstoffreichen Boden und wächst in sonnigen und halbschattigen Lagen auf feuchten Wiesen und an Bachläufen, aber auch auf trockenen Böden und Schutthalden. Aus einem unangenehm riechenden, sehr kurzen, hellgrau-braunem Wurzelstock mit vielen Faserwurzeln wachsen grundständige Blätter und kantige, gefurchte, schwach behaarte, hohle Stängel mit gegenständigen angeordneten, unpaarig gefiederten Laubblättern. An der Spitze sitzen doldenartig angeordnet die weißlich-rosafarbenen Blüten, die aus fünf verwachsenen Kronblättern bestehen. Über dem Grund der Kronröhre befindet sich eine kleine Aussackung, die Nektar enthält. Die Blüten entfalten einen starken, süßlichen Geruch.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Baldriangewächse Valerianaceae
- Anwendungsbereich: Nervöse Unruhe, Schlafstörungen
- Blütenfarbe: weiß-rosa
- Giftigkeit: ungiftig
- Lebensdauer: ausdauernd

Blütezeit

Juni bis August

Aus den Blüten entwickeln sich Früchte mit einem Haarkranz.

Verwendete Pflanzenteile

Die getrockneten und geschnittenen Wurzeln

Inhaltsstoffe

Bis 2% Valepotriate (ein Kunstwort aus Valeriana-Epoxy-Triester), die für den Geruch verantwortlich sind und krampflösend wirken, ätherische Öle, geringe Mengen Alkaloide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harze

Keinem der Inhaltsstoffe allein kann die entscheidende Wirkung zugesprochen werden, die Gesamtheit aller zeigt die Wirkung.

Heilwirkung

Die Inhaltsstoffe wirken beruhigend und erleichtern das Einschlafen und das Durchschlafen, indem sie hemmend auf Botenstoffe im Zentralnervensystem einwirken. Baldrian ist eine der wichtigsten Heilpflanzen bei nervösen Störungen, bei Unruhe, Konzentrationsschwäche, Angst, Einschlafstörungen und Spannungszuständen. Die Wirkung ist durch Studien untermauert. Da Baldrian nicht müde macht, kann er auch bei Prüfungsangst eingesetzt werden.

Baldrian darf aber erst nach der Anamnese verabreicht werden, dass keine körperliche oder psychische Erkrankung für Unruhe oder Schlaflosigkeit ursächlich ist.

Baldrian wird als Tinktur oder als Tee (möglichst als Kaltauszug) medizinisch genutzt. Die Wirkung tritt erst nach längerer Einnahme ein. Baldrian kann gut mit Hopfen, Melisse oder Passionsblume kombiniert werden.

Nebenwirkung

Bei üblicher Dosierung nicht bekannt. Die Anwendung mit größeren Mengen kann zu Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder Unwohlsein führen.

Baldrian darf nicht zusammen mit anderen Beruhigungs- oder Schlafmitteln eingenommen werden, auch nicht mit Alkohol.

Geschichtliches

Der Name „Valeriana“, die mittelalterliche Bezeichnung für Baldrian, leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen „valere“ (kräftig, wert sein) ab. Möglich ist auch eine Verballhornung des lateinischen Namens. Der deutsche Name „Baldrian“ könnte auch dem Lichtgott Baldur gewidmet sein.

Dioskurides empfahl bereits vor 2000 Jahren den Baldrian als wärmendes Mittel mit harntreibender und menstruationsfördernder Wirkung.

Auch Hildegard von Bingen, Hippokrates, Tabermontanus und Paracelsus schätzten ihn als Heilpflanze. Er wurde gegen Augenkrankheiten, Epilepsie und sogar gegen die Pest eingesetzt, wovon die Sprüche „Trinkt Baldrian und ihr kommt alle davon“, oder „Esst Pimpinell und Baldrian, so gehet euch die Pest nicht an“, erzählen.

Wohl wegen seines Geruchs hängte man die Pflanze als Abwehrmittel gegen böse Geister an die Tür. Baldrian wurde auch im Zimmer aufgehängt, und man glaubte, dass die Pflanze auf die Anwesenheit einer Hexe mit Bewegung reagieren würde. Manche Menschen sollen stinkende Wurzelstücke bei sich getragen haben, um sich vor Hexen und Verzauberung zu schützen. Milch wurde durch einen Kranz der Pflanze gegossen, um den Zauber vor „verhexter“ Milch zu nehmen.

Die beruhigende Wirkung auf das Nervensystem wurde erstmals 1825 von Christoph Wilhelm Hufeland (1762 – 1836), dem Mitbegründer der Naturheilkunde und Leiter den Berliner Charité, zu dessen Patienten auch Goethe und Schiller gehörten, beschrieben.

Baldrian wurde gern in den Bauerngärten angepflanzt. Er vermag den Boden zu durchlüften und Regenwürmer anzuziehen und fördert das Wachstum von Pflanzen. Auch Imker können von dem Kraut profitieren. Bienenstöcke, die mit dem Kraut ausgerieben werden, bleiben von Raubmilben verschont.

Besonders Katzen lieben den Duft der Pflanze. So sollen Widerständler in Riga während der Besetzung Lettlands durch die Russen Baldriansaft um die Leninstatue gegossen haben, die von zahlreichen Besuchern besucht werden musste. Die Katzen der Stadt wurden durch den Geruch angezogen und hinterließen hier ihre Hinterlassenschaften, so dass kein Besucher den Gestank lange aushielt. Auf Hunde hingegen soll Baldrian -wie bei Menschen - beruhigend wirken.

Einer Legende nach soll der Rattenfänger von Hameln Baldrian bei sich getragen haben, um die Ratten anzulocken. Angler sollen bessere Fangergebnisse erzielen, wenn sie ihre Köder - ehe diese aufgespießt werden - in Baldriansaft tauchen.

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