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Roter Fingerhut

Digitalis purpurea

Giftpflanze des Jahres 2007

Waldglocke, Waldschelle, Fuchskraut, Unserer-lieben-Frauen-Handschuh, Schwulstkraut

Der Rote Fingerhut - eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) – gehört zu den besonders giftigen Pflanzen. Er ist in vielen unserer Mittelgebirge heimisch, im Mittelmeerraum bis Vorderasien verbreitet und in Amerika eingeschleppt. Er bevorzugt kalkarme leicht saure Böden und ist in weiten Gebieten durch den Anbau von Nadelhölzern und Kahlschlägen in den Wäldern neu aufgetreten. Darüber hinaus wird gern er als Zierpflanze in den Hausgärten kultiviert.

Im ersten Jahr bildet sich aus einer verästelten Pfahlwurzel eine Blattrosette, deren Blätter auch im Winter grün bleiben. Sie sind oberseits flaumig und unterseits grau-filzig behaart. Im zweiten Jahr wächst daraus ein bis 200 cm hoher aufrechter Stängel, der meist unverzweigt ist und an dessen Spitze viele glockenförmige purpurfarbenen (manchmal auch weiße) Blüten mit kurzer Oberlippe und einer längeren dreilappigen Unterlippe in einem traubigen Blütenstand zusammen stehen. Die Blüten sind immer schräg abwärts nach einer Seite zum Licht hin ausgerichtet. Sie blühen für etwa sechs Tage von unten nach oben auf. Sie sind vormännlich, wodurch Selbstbestäubung vermieden wird. Die Blütenblätter sind innen gefleckt und behaart. Durch die Haare wird kleineren Insekten der Eingang zur Blüte verwehrt. Gewöhnlich besuchen nur Hummeln die Blüten, wobei der untere Teil der Blüte als Landplattform dient.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Wegerichgewächse Plantaginaceae
- Anwendungsbereich: Herzerkrankungen
- Blütenfarbe: purpur
- Giftigkeit: tödlich giftig
- Lebensdauer: zweijährig

Blütezeit

Juni bis August

Aus den Blüten entwickeln sich 12 mm große Kapselfrüchte mit zahlreichen Samen, die sich meist selbst wieder ausäen.

Verwendete Pflanzenteile

Blätter

Inhaltsstoffe

Zahlreiche Glykoside, Digitoxin und Gitoxin, die in allen Pflanzenteilen enthalten sind und aus den Blättern isoliert und zu Fertigarzneimitteln verarbeitet werden.

„Der rote Fingerhut ist eine er stärksten Giftpflanzen unserer heimischen Pflanzenwelt. Jede Selbstbehandlung ist strengsten verboten!“ (aus: M. Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen, S. 134

Heilwirkung

Arzneimittel, die Wirkstoffe des roten Fingerhuts enthalten, sind die klassischen Herzmittel.

Sie dürfen nur nach ärztlicher Verordnung und Dosierung verabreicht werden

Durch die Glykoside wird die Herzmuskulatur gekräftigt und die Herztätigkeit reguliert. Dadurch wird auch der Blutkreislauf verbessert. Digitalis bewirkt auch eine bessere Durchblutung der Nieren, so dass die Wasserausscheidung unterstützt wird und Ödeme verschwinden.

Nebenwirkungen

Bereits der Verzehr von zwei Blättern der Pflanze kann tödlich sein. Auf Grund des stark bitteren Geschmacks kommt es aber nur selten zu Vergiftungen. Präparate des roten Fingerhuts dürfen nur auf ärztliche Anordnung angewandt werden. Eine ständige Überwachung ist unbedingt erforderlich. Vergiftungen zeigen sich durch unregelmäßigen Puls, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Der Rote Fingerhut ist auch für viele unserer Haustiere giftig.

Geschichtliches

Der Name „digitalis“ leitet sich vom lateinischen „digitus“ = Finger ab und beschreibt die Form der Blüte.

Bei den Griechen und Römern war die Pflanze nicht bekannt.

Die früheste Information über die Anwendung des Roten Fingerhuts soll aus Irland stammen, von wo aus sie über Europa verbreitet wurde. Ein Arzneibuch des 13. Jahrhunderts aus Südwales erwähnt als Anwendungsgebiete Geschwülste des Unterleibs, Abszesse und Kopfschmerzen. Wegen der Verwendung von zu großen Mengen der Droge kam es aber zu Vergiftungen, so dass man die Anwendung bald aufgab. Leonhard Fuchs erwähnte die Pflanze in seinem „New Kreüterbuch“ von 1543; die Ähnlichkeit mit den metallenen Fingerhüten der Schneider führte zur Benennung der Pflanze.

Erst 1785 entdeckte der englische Arzt William Withering (1741 – 1799), der die Blätter des roten Fingerhuts erfolgreich bei Wassersucht wegen Herzschwäche eingesetzt hatte, dass eine Heilwirkung ohne schädliche oder unangenehme Nebenwirkungen bei Digitalis nur gegeben ist, wenn kleinste Mengen verabreicht werden. So fand der rote Fingerhut Eingang in die Heilkunde.

Zur Herstellung von Medikamenten werden die Herzglykoside vorwiegend aus dem Wolligen Fingerhut (Digitalis lanata) gewonnen, dessen Blätter einen höheren Wirkstoffgehalt aufweisen.

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