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Mistel

Viscum album

Heilpflanze des Jahres 2003

Hexenbesen, Vogelmistel, Laubholzmistel, Donnerbesen, Hexennest, Wintergrün, Drudenfuß Heil aller Schäden, Heiligkreuzholz

Die Mistel ist ein immergrüner, strauchartiger Halbschmarotzer aus der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae). Sie ist weltweit mit etwa 1300 Arten in den gemäßigten Zonen anzutreffen, in Europa mit vier. Misteln wachsen sehr langsam, legen von Juni bis in den Winter eine Ruhezeit ein und können über 30 Jahre alt werden. Sie haben keine Wurzeln, sondern wachsen auf Bäumen, denen sie Wasser und Nährstoffe entziehen. Zugleich aber betreibt die Pflanze Photosynthese und schädigt deshalb ihren Wirt nur wenig. Nur wenn viele Misteln auf einem Baum wachsen, kann dieser erheblich geschwächt werden und eingehen.

Je nach Wirtsbaum werden mehrere Unterarten unterschieden. Laubholzmisteln wachsen auf Pappeln, Weiden, Apfelbäumen, Linden oder Ahornbäumen (nicht auf Rotbuchen). Tannenmisteln kommen auf Weißtannen vor, Kiefernmisteln auf Kiefern, selten auf Fichten. Die Vermehrung erfolgt über Vögel, die den Schleim der Beere mit dem darin enthaltenen Samen mit dem Schnabel auf die Äste der Bäume bringen oder ihn dort mit ihrem Kot hinterlassen. Der aus dem Samen entstehende Keimling bildet einen Senker in den Ast des Wirtsbaumes hinein. Von da aus bildet die Pflanze zunächst aufrechte Triebe, die sich gleichmäßig verzweigen. Die Blätter sind ganzrandig, spatelförmig und lederartig und sitzen zu zweit gegenständig an den Zweigenden. Sie haben keine Ober- und Unterseite und wachsen immer weiter, bevor sie – ohne zu welken – abfallen. Zwischen Mai und Juli gibt es täglich kleine Drehbewegungen der Blätter und Zweige, wodurch die kugelige Form der Pflanze entsteht. Die Pflanze ist zweihäusig, die unscheinbaren männlichen und weiblichen Blüten, die in den Gabeln zwischen den Zweigen sitzen, kommen auf getrennten Pflanzen vor.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Sandelholzgewächse (Santalaceae)
- Anwendungsbereich: Bluthochdruck
- Giftigkeit: schwach giftig
- Lebensdauer: ausdauernd

Blütezeit

Februar, März

Misteln blühen frühestens nach fünf bis sieben Jahren. Die Blütenstände duften nach Orangen und locken verschieden Insekten an. Erst danach bildet sich die kugelige Form der Pflanze, die bis zu einem Meter im Durchmesser erreichen kann. Die Früchte der Laubholzmisteln sind einsamige oder zweisamige weiße Beeren, die der Nadelholzmisteln sehen gelblich-grün aus. Sie sind von zähem, schleimig-klebrigen Fruchtfleisch umgeben und werden gern von 27 Vogelarten, vor allem Drosseln gefressen.

Die Pflanze ist in allen Teilen giftig, stark giftig sind nur die Beeren. Die Giftigkeit gilt auch für Pferde, Hunde, Katzen und Nager.

Die Mistel ist in Deutschland geschützt und darf nicht gesammelt werden.

Verwendete Pflanzenteile

Mistelkraut, das vor der Fruchtbildung geschnitten wird

Inhaltsstoffe

Lektine, Viscotoxine, Flavonoide, Lignane, Bitterstoffe, Schleimstoffe

Heilwirkung

Die Mistel wird zur Langzeittherapie von Bluthochdruck, zur Prophylaxe von Arteriosklerose und unterstützend gegen leichte Herz-Kreislaufbeschwerden eingesetzt. Sie soll auch bei Schwindel und Kopfschmerzen helfen.

Volksheilkundlich wird Mistel außerdem bei Keuchhusten, Asthma, Schwindel, Nervosität und Epilepsie eingesetzt.

Misteltee, der als Kaltauszug angesetzt wird (weil sich dann die schwach giftigen Glykoside Viscalbin und Viscotoxin nicht lösen) wird äußerlich für Umschläge bei Krampfadern und Geschwüren der Beine genutzt.

Wissenschaftlich belegt ist die Anwendung bei degenerativ-entzündlichen Gelenkerkrankungen.

Bei der Behandlung von bösartigen Tumoren kann Mistel das Wachstum von Tumorzellen hemmen und die schädlichen Wirkungen der Strahlen- oder Chemotherapie reduzieren. Mit der Misteltherapie ist es zwar nicht möglich, einen Tumor zu beseitigen, sie kann aber die Lebensqualität der Patienten verbessern.

Die Diskussion um die Heilkraft der Mistel wird kontrovers geführt, der wissenschaftliche Beweis für den Nutzen fehlt noch.

Nebenwirkungen

Die Mistel ist nicht zur Selbstmedikation geeignet. Lang andauernde Einnahme kann bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen verursachen. Auch Fieber und Kopfschmerzen sind möglich.

Geschichtliches

Der Gattungsname „Viscum“ ist lateinischer Herkunft und bedeutet „Leim, Klebstoff“, der Artname „album“ = „von weißer Farbe“ beschreibt das Aussehen der Beeren.

Im Namen „Mistel“ ist das Wort „Mist“ enthalten – die Verbreitung durch den Vogelkot wird verdeutlicht.

In der griechischen Mythologie öffnete Merkur mit einem Mistelzweig die Tore zur Unterwelt. Hippokrates verwendete die Pflanze bei Epilepsie. Da die Mistel nicht auf die Erde fällt, ging man davon aus, dass auch Erkrankte geschützt waren, wenn sie einen Mistelzweig bei sich trugen.

Die Druiden nutzten die Mistel, die mit einer goldenen Sichel geschnitten werden musste, für rituelle Handlungen. Sie schrieben ihr wegen der Andersartigkeit (Misteln haben keinen Bodenkontakt) eine besondere Zauberkraft zu, die von Gott gesandt sein musste. Misteln mussten mit einem weißen Tuch aufgefangen werden, damit sie nicht die (unreine) Erde berührten.

Nach Plinius schützte die Mistel vor bösen Geistern und Blitzschlag.

Die Römer stellten aus den klebrigen Beeren Leim her, den sie zum Fangen von Vögeln verwendeten.

Aus England stammt der Brauch, zu Weihnachten Mistelzweige über den Türrahmen zu hängen. Sie sollen Glück und Segen ins Haus bringen. („No misteltoe, no luck“ – keine Mistel, kein Glück heißt es in England.) Unter dem Mistelzweig müssen sich Mann und Frau küssen, wenn sie sich dort begegnen.

Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie, entwickelte mit der Ärztin Ita Wegmann 1917 ein Heilmittel aus der Mistel, das bis heute bekannteste Mistelpräparat und empfahl die Pflanze bei Tumorerkrankungen: Da die Mistel ihrem Wirt Nährstoffe entzieht, sollte sie auch bei Krebserkrankungen wirksam sein. Krebspatienten werden heute begleitend oder in der Nachsorge mit Mistelextrakten behandelt.

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