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Mutterkorn

Claviceps purpurea

Roter Keulenkopf, Brandkorn, Giftkorn, Kornmuhme, Tollkorn, Schwarzkorn, Hungekorn, Hahnensporn, Mehlmutter, Zapfenkorn

Das Mutterkorn ist ein Pilz aus der Familie der Schlauchpilze (Clavicipitaceae), der als Parasit ein ständiger Begleiter des Roggens in allen Anbaugebieten ist. Außerdem kommt er auch auf Wildgräsern vor. In Europa, Asien und Nordafrika ist der Pilz stark verbreitet.

Die Sporen werden zur Blütezeit mit dem Wind auf Gräser, Getreide – besonders Roggen – übertragen. Auch Weizen ist gefährdet. Anbaupausen für Roggen können dem Befall vorbeugen, ebenso das Mähen der Feldränder vor der Gräserblüte. Aus den Sporen entwickelt sich in den Fruchtknoten der Gräser ein Pilzgeflecht (Myzel), wobei Honigtau, der Insekten anlockt ausgeschieden wird.

Vegetativ werden zudem Sporen gebildet, die als Konidien bezeichnet werden. Durch die Insekten und den Wind erfolgt auch eine Übertragung auf andere Getreidepflanzen. Das harte Sklerotum, das Mutterkorn, entwickelt sich durch dichtes Zusammenwachsen des Myzels. In feuchten Jahren kommt der Pilz häufig vor.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Schlauchpilze Clavicipitaceae
- Giftigkeit: giftig

Verwendete Pflanzenteile

Das schwarz-violette Sklerotum, das gekrümmt, kantig, längsgefurcht sein kann. Es ist 10 bis 35 mm lang und wird bei einer Temperatur von 40° C getrocknet.

Inhaltsstoffe

Etwa 30 Alkaloide, fettes Öl, Farbstoffe

Heilwirkung

Standardisierte Arzneimittel mit isolierten Wirkstoffen werden bei neuro-vegetativen Störungen, Erregungs- und Angstzuständen und bei Migräne verschrieben.

Bedeutender ist die Wirkung von Mutterkorn auf den Uterus. Die Gebärmutter wird durch das vegetative Nervensystem zum Zusammenziehen angeregt, Blutungen werden durch Mutterkornpräparate gestillt.

Das Homöopathikum Secale cornutum wird bei Migräne, Durchblutungsstörungen und Wehenschwäche eingesetzt.

Weil keine exakte Standardisierung der Inhaltsstoffe möglich ist, wird Mutterkorn heute nicht mehr verwendet.

Nebenwirkungen

Mutterkorn ist sehr giftig! Eine Anwendung durch Laien verbietet sich. Bei Anwendung homöopathischer Arzneimittel nicht bekannt.

Geschichtliches

Mutterkorn ist schon vor 2000 v.Chr. bekannt gewesen.

Im Mittelalter hat es wiederholt schreckliche Epidemien unter der armen Bevölkerung gegeben, weil Mutterkorn nicht aus dem Brotgetreide ausgelesen wurde. Reiche Menschen dagegen, die sich vorwiegend von Weizen ernährten, blieben verschont. Bis ins 19. Jahrhundert traten in Europa immer wieder Massenerkrankungen durch Vergiftungen auf. Diese waren als „Antoniusfeuer“ gefürchtet. Sie äußerten sich mit einem Kribbeln auf der Haut, als wenn Ameisen darüber liefen. Später traten Taubheit der Gliedmaßen, Krämpfe und Verblödung auf, ohne dass die Patienten starben.

Eine andere Form der Erkrankung führte nach dem Hautkribbeln zum Absterben und Abfallen der Gliedmaßen, an deren Folgen die Menschen oft starben. Im Mittelalter waren Städte oft von Menschen bevölkert, die ihre Gliedmaßen durch Mutterkornvergiftung verloren hatten.

Seit dem 17. Jahrhundert wurde Mutterkorn in der Gynäkologie eingesetzt, vor allem zur Blutstillung nach einer Geburt.

Erst 1853 wurde durch Charles Tulasne (1816 – 1884), einem französischen Botaniker und Mykologen entdeckt, dass Mutterkorn ein schmarotzender Pilz ist und kein missgebildetes Roggenkorn.

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