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Birke

Betula pendula

Baum des Jahres 2000

Die Birke ist ein Baum, der meist 10 - 20 m, selten bis zu 30 m hoch wird und ein Alter von 90 bis 120 Jahren erreichen kann. Er gehört zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae), zu der auch Haselnuss, Erle und Hainbuche gehören, kommt auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde vor und stellt kaum Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit. Die flachen Wurzeln können bis zu 400 l Wasser pro Tag aufnehmen. Wegen ihres hohen Gehalts an Harzen ist die Birke äußerst widerstandsfähig und kann auch in sehr feuchtem Gelände überleben. Als Pionierbaum benötigt die Birke viel Licht. Sie bildet eine schmale Krone mit spitzwinklig abstehenden Ästen aus. Der Stamm und die Äste jüngerer Bäume haben eine weiße Rinde, die sich teilweise in waagerechten Streifen abschält. Die weiße Farbe der Rinde entsteht durch den Farbstoff Betulin, der die Rinde undurchlässig gegen Nässe macht und als Schutz gegen Überhitzung wirkt. Ältere Bäume bilden im unteren Teil des Stammes eine schwärzliche harte Borke. Um sich gegen konkurrierende Bäume durchzusetzen, verhalten sich Birken recht aggressiv. Bei Wind schleifen die hängenden Zweige mit dem Korkwarzenbesatz regelrechte Schneisen in die Baumkronen benachbarten Bäume anderer Arten. Die dünnen Zweige hängen häufig herab. Die einjährigen Triebe sind kahl und mit klebrigen Harzdrüsen versehen. Die wechselständigen Blätter sind dreieckig bis rautenförmig, der Blattrand ist doppelt gesägt. Ihr zartes Grün macht sie zum Symbol des Frühlings. Die Birke ist getrenntgeschlechtlich einhäusig. Die gelb-braunen männlichen Blüten bilden bis 10 cm lange walzenförmige hängende Kätzchen mit Pollen, die häufig Allergien auslösen. Die gestielten, bis 3 cm langen grünlichen weiblichen Blüten stehen aufrecht an den Enden kurzer Seitenzweige.

Steckbrief

- Pflanzenfamilie: Birkengewächse Betulaceae
- Anwendungsbereich: Harnwegserkrankungen, Rheuma, Gicht
- Blütenfarbe: grün
- Giftigkeit: ungiftig
- Lebensdauer: ausdauernd

Blütezeit

Blütezeit: April, Mai. Die Blüten werden durch den Wind bestäubt. Pro Blütenkätzchen können sich bis zu 450 geflügelte Nüsschen entwickeln (bis zu 50 000 auf einen Quadratmeter!). Diese sind ca. 3 mm groß, werden durch den Wind verbreitet und sind sofort keimfähig.

Verwendete Pflanzenteile

Blätter, Rinde, Saft, Knospen und Harz

Inhaltsstoffe

Blätter: Flavonoide, Vitamin C, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Harze, ätherische Öle

Rinde: Betuline

Heilwirkung

Wegen ihrer harntreibenden Wirkung ist die Anwendung von Birkenblättern als nierenanregendes Mittel für eine Durchspültherapie bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der Harnwege und bei Nierengrieß wissenschaftlich anerkannt. In der Volksheilkunde sind Birkenblätter ein beliebtes und häufig verwendetes Heilmittel zur Frühjahrskur bei Rheuma, Gicht und Nierensteinen.

Durch Anbohren der Stämme wird der Saft der Birken gewonnen. Bis zu 3 l Saft können am ersten Tag des Anbohrens gewonnen werden. Innerhalb von zwei Wochen kann ein Baum bis zu 100 l produzieren. Birkenwasser kann als entschlackender Trank zur Frühjahrskur getrunken werden und wird als Hausmittel gegen Rheuma und Gicht verwendet. Es wird auch zu Haarwasser verarbeitet.

Die Rinde enthält therapeutisch wirksame Bestandteile (Betulin, Betulinsäure), die tumorhemmend und antiviral wirken. Ein Sud aus der Birkenrinde kann als Badezusatz bei Hauterkrankungen (Schuppenflechte, Neurodermitis) helfen.

Durch trockene Destillation wird aus Wurzeln, Holz und Rinde auch Birkenteer hergestellt, der bei chronischen Hautkrankheiten verwendet wurde. Birkenpech, das durch weitere Destillation entsteht, wurde zur Behandlung von chronischen Hauterkrankungen genutzt.

Birkenzucker (Xylitol, auch Xucker) ist ein Süßungsmittel, das 40% weniger Kalorien als Haushaltszucker enthält und Zahnfleisch stärkend und Karies hemmend wirkt. Er hat fast die gleiche Süßkraft wie Haushaltszucker und ist für Diabetiker geeignet. Auch geschmacklich gibt es kaum Unterschiede zum Haushaltszucker. Birkenzucker wirkt jedoch abführend und sollte deshalb nur in kleinen Mengen verzehrt werden. Zudem ist er nur in einem aufwendigen Verfahren zu gewinnen.

Nebenwirkungen

Bei Herz- und Nierenerkrankungen sollte auf die Verwendung von Birkenpräparaten verzichtet werden, ebenso bei allergischen Reaktionen auf Birkenpollen.

Geschichtliches

Der Name „Betula“ könnte aus dem lateinischen „battuere“ für schlagen abgeleitet sein. Durch Schlagen und Berühren mit Birkenreisig sollte die Lebenskraft, die von dem Baum ausgeht, auf die Menschen übertragen werden. In der Banja-Sauna ist es üblich, sich selbst oder gegenseitig mit eingeweichten Birkenzweigen den Körper abzuschlagen. Dabei ist es erforderlich, dass die Zweige beblättert sind, damit das Abschlagen nicht zu schmerzhaft ist. Der Artname „pendula“ ist lateinischer Herkunft und bezieht sich auf die dünnen, herabhängenden Zweige.

Ötzi (ca. 5300 Jahre) führte Behälter aus Birkenrinde mit sich. Noch heute werden aus der Rinde Gefäße, Schuhe, Taschen oder Dachschindeln gefertigt. Neben der medizinischen Verwendung wurde die Rinde auch als Schreibmaterial genutzt. In Notzeiten wurde die getrocknete und zermahlene Rinde zu Nahrungsmitteln verarbeitet, mit pulverisierten Blütenkätzchen wurde das Mehl gestreckt.

Im Mittelalter wurde die Birke als Unversalheilpflanze verehrt, weil sie belastende Stoffwechselprodukte ausschwemmt und deshalb gesundheitsfördernd wirkt. In Skandinavien und Russland spielt die Birke im Volksbrauchtum eine ähnliche Rolle wie die Linde oder die Eiche in Deutschland. Zu Pfingsten und Fronleichnam werden hierzulande oftmals junge Birken vor die Häuser gestellt.

Traditionell werden Kinderwiegen aus Birkenholz gefertigt. Aus dem Holz werden auch Span- und Faserplatten, Sperrholz und Zellstoff hergestellt. Das Reisig wird für Besen (auch Hexenbesen) genutzt.

Die Birke ist die Baumart, bei der es am häufigsten zum Streit zwischen Nachbarn kommt.

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